UAMR-Forscher im Reich der Mitte

Bochum, 24.10.2012

Kürzlich fand im chinesischen Suzhou eine Cold Spring Harbor Asia Konferenz zum Thema Small GTPases at Different Scales: Proteins, Membranes, Cells statt. Organisiert wurde die Tagung von einem internationalen Komitee rund um Prof. Klaus Gerwert vom Lehrstuhl für Biophysik der RUB. Dieses Thema hat an den Standorten Bochum und Dortmund eine lange Tradition und wird unter anderem im Sonderforschungsbereich 642 "GTP- und ATP-abhängig Membranprozesse" seit über einem Jahrzehnt intensiv erforscht.

Teilnehmer aus Bochum

Die Tagungsteilnehmer aus Bochum

Zum wissenschaftlichen Programm der Tagung, bestehend aus Vorträgen und intensiven, oft kontroversen, aber zu jeder Zeit fachlichen Diskussionen, gehörte auch die Vorstellung der Forschungsergebnisse der zahlreichen anwesenden Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler in kurzen Vorträgen am Dienstagnachmittag. Die sich anschließende rege Diskussion an den Postern zog sich bis in den frühen Abend hin. Für eine entspannte und offene Atmosphäre zwischen den internationalen Teilnehmern sorgte nicht zuletzt das kulturelle Rahmenprogramm, welches einen ersten Eindruck von der chinesischen Lebensweise vermittelte. Neben der im Tagungszentrum angebotenen Degustation chinesischer Tee- und Biersorten konnte die bekannte Grabstätte im Tiger Hill bei strahlendem Sonnenschein besichtigt werden.
Ein besonderes Interesse der Organisatoren bestand darin, neben hochkarätigen, international führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet kleiner GTPasen möglichst viele Nachwuchswissenschaftler und Doktoranden für die Tagung zu gewinnen. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Reisestipendien zur Verfügung gestellt. Die jungen Wissenschaftler konnten in einem informellen Umfeld nicht nur ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit ihren internationalen Kollegen austauschen, sondern neue Kontakte knüpfen, die ihre weitere wissenschaftliche Karriere mit Sicherheit nachhaltig bereichern werden.
Cold Spring Harbor Asia (CSH Asia) ist ein Ableger des renommierten Cold Spring Harbor Laboratoy's (CSHL), welches vom Boston Institut of Arts and Sciences an der Nordküste von Long Island, USA, bereits 1890 gegründet wurde, um Lehrer in mariner Biologie auszubilden. Auf den Spuren von Charles Darwin und in dem Bestreben, die Konsequenzen von Darwins Evolutionstheorie zu beschreiben, gingen in den folgenden Jahren acht Nobelpreisträger aus dem Cold Spring Harbor Laboratory hervor. Das CSHL spielte daher eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der molekularen Genetik und der gesamten Biologie und der Biotechnologie, wie wir sie heute kennen.
Die seit 1933 jährlich stattfindenden Symposien des CSHL waren in der Geschichte häufig ein Ort, an dem große biologische Entdeckungen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert wurden. Auf dem Symposium 1953 stellte James D. Watson der Öffentlichkeit erstmals sein gemeinsam mit Francis Crick entwickeltes Model der DNA Doppelhelix vor, für welches beide heute vor genau 50 Jahren den Nobelpreis für Medizin erhalten haben. Als Direktor und späterer Präsident des CSHL spielte Watson eine entscheidende Rolle, CSHL als eine in dieser Art weltweit einzigartige Einrichtungen für Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Biowissenschaften zu etablieren.
Im Jahre 2006 besuchte James Watson Suzhou, welches etwa 100 km westlich von Shanghai gelegen ist, um das erfolgreiche und etablierte Programm von CSHL auch im asiatischen Wissenschaftsraum zu verankern und den Austausch internationaler Wissenschaftler auf diese Weise zu stärken. Aufgrund seiner zahlreichen kleinen Flüsse, die von malerischen Brücken überspannt werden, wird Suzhou auch als Venedig des Ostens bezeichnet. Daher ist es nicht erstaunlich, dass Suzhou auch als die Hamptons von Shanghai bezeichnet wird.
Die Frucht von Watsons Bemühungen ist das Cold Spring Harbor Asia Programm, welches 2010 in einem großen, modernen Tagungscenter im Suzhou Industrial Park (SIP) seine Heimat fand. Die feierliche Einweihungsveranstaltung fand am 06. April 2010, dem 82. Geburtstag von James Watson im Rahmen des "James Watson Symposium on Cancer" statt. Nur wenige Tage später, am 11. April 2010, folgte das "Francis Crick Symposium on Neuroscience".
In diese Reihe prominenter Vorträge reiht sich nun auch die von Forschern der UAMR um Prof. Klaus Gerwert organisierte Tagung Small GTPases at Different Scales: Proteins, Membranes, Cells ein. Die Resonanz sowohl der Teilnehmer als auch der Organisatoren war dermaßen positiv, dass die nächste Cold Spring Harbor Asia Tagung über kleine GTPasen im September 2014 bereits in Planung ist.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Klaus Gerwert
Lehrstuhl Biophysik, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität
44780 Bochum
Tel: 0234/32-24461
E-Mail: klaus.klaus.gerwert@ruhr-uni-bochum.de

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