Bochumer Alzheimer-Bluttest wird weiterentwickelt

Bochum, 29.01.2020
News 29/01/2020

Eine Auszeichnung bedeutet 100.000 Euro Förderung des Projekts für zwei Jahre.

Prof. Dr. Klaus Gerwert (Mitte) mit Dr. Michael Lorrain (links) und Prof. Dr. Thomas Arendt (rechts) bei der Übergabe der Fördervereinbarung. © Patricia C. Lucas Photography

Prof. Dr. Klaus Gerwert (Mitte) mit Dr. Michael Lorrain (links) und Prof. Dr. Thomas Arendt (rechts) bei der Übergabe der Fördervereinbarung.

Die Alzheimer-Krankheit durch einen Bluttest frühzeitig und sicher nachweisen: Daran arbeitet Prof. Dr. Klaus Gerwert, Biophysiker der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Gemeinsam mit Prof. Dr. Philip Scheltens vom University Medical Center Amsterdam will er seinen immuno-Infrarot-Sensor zur Erkennung von alzheimertypischen Biomarker-Proteinen im Blut mit einem weiteren Testverfahren kombinieren, um die Aussagekraft des Bluttests noch weiter zu erhöhen. Gefördert wird das zweijährige Forschungsprojekt von der gemeinnützigen Alzheimer-Forschung-Initiative (AFI) mit 50.000 Euro. Weitere 50.000 Euro kommen von Alzheimer Nederland, dem niederländischen Kooperationspartner der AFI.

Diagnose kommt heute meist zu spät

"Zurzeit scheitern vielversprechende Medikamente zur Behandlung von Morbus Alzheimer in klinischen Versuchen. Es wird vermutet, dass Alzheimer derzeit erst zu spät erkannt wird, sodass das therapeutische Fenster bei heute üblicher Diagnosestellung bereits geschlossen ist", sagt Gerwert.

Mit dem immuno-Infrarot-Sensor kann Klaus Gerwert die für Alzheimer charakteristische Fehlfaltung des Amyloid-Beta-Proteins im Blut messen. Durch die sogenannte Simoa-Technologie kann in Amsterdam das Verhältnis verschiedener Amyloid-Beta-Varianten zueinander bestimmt werden. Die Kombination der beiden Bluttests zu einem Panel mit weiteren Risikofaktoren soll die Genauigkeit des Bluttests noch weiter erhöhen. Untersucht werden Blutproben aus einer Amsterdamer Studie mit 200 Probanden. Diese Probanden sind nach derzeit üblicher Diagnose klinisch noch nicht erkrankt, fühlen sich aber bereits subjektiv kognitiv eingeschränkt. Mithilfe des Marker-Panels wollen die Forscher nun anhand der Blutwerte vorhersagen, welche Probanden klinisch an Alzheimer erkranken.

Bluttest als routinemäßige Screeningverfahren

"Bekommt das Alzheimer-Medikament Aducanumab oder ein anderes vielversprechendes Medikament wie Gantenerumab die ewartete zeitnahe Zulassung, wird ein Bluttest als routinemäßiges Screeningverfahren dringend benötigt, um die Risikopersonen zu identifizieren", sagt Klaus Gerwert.

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Bisherige Arbeiten zu diesem Thema

Über die Alzheimer-Forschung-Initiative

Die Alzheimer-Forschung-Initiative ist ein gemeinnütziger Verein, der das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats trägt. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher und stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Bis heute konnte die AFI 288 Forschungsaktivitäten mit über 11,2 Millionen Euro unterstützen und rund 855.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.

Die AFI ist der größte private Förderer der Alzheimer-Forschung an deutschen Universitäten und öffentlichen Einrichtungen. Aktuell kann die AFI zwölf neue Forschungsprojekte mit der Rekordsumme von insgesamt 956.920 Euro unterstützen.

Die förderungswürdigen Projekte wurden vom Wissenschaftlichen Beirat der AFI unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Arendt (Universität Leipzig) zusammen mit den Beiräten der internationalen Kooperationspartner Alzheimer Nederland in den Niederlanden und Fondation Vaincre Alzheimer in Frankreich sowie externen Fachleuten im peer-review ausgewählt. Gefördert werden Projekte in den Bereichen Ursachen-, Diagnose-, Präventions- und Wirkstoffforschung an den Hochschul- und Institutsstandorten Bochum, Bonn, Dresden, Freiburg, Göttingen, Greifswald, Hamburg, Jülich, Kaiserslautern, Leipzig, München und Tübingen.

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